^ Portugal: Blumen für die Freiheit - Nachrichten - Stuttgarter Kinderzeitung

Portugal Blumen für die Freiheit

Assata Frauhammer

Wenn sich ein Volk gegen die Herrschenden auflehnt, gibt es oft schwere Kämpfe, Verletzte und sogar Tote. Die Menschen in Portugal aber schafften es am 25. April 1974 fast völlig friedlich, die Diktatur in ihrem Land zu beenden. Portugal wurde zur Demokratie – und feiert diese Woche den 50. Jahrestag dieses besonderen Ereignisses.

Viele Jahrzehnte lang war Portugal eine Diktatur, sogar die am längsten andauernde Diktatur Westeuropas. In einer Diktatur herrscht ein einziger Mensch oder eine kleine Gruppe über das Land und bestimmt alles alleine. Präsident António Oliveira Salazar regierte in Portugal von 1932 bis 1968. Er ließ nur eine einzige Partei zu, politische Gegner wurden verfolgt und ermordet. Streiks und Versammlungen waren verboten und es gab keine Pressefreiheit, sondern die Medien wurden vom Staat kontrolliert. Auch Salazars Nachfolger Marcelo Caetano setzte die strenge Herrschaft fort. Außerdem lebten große Teile der Bevölkerung in Armut. Die Menschen wurden immer unzufriedener und wütender.

 

Blumen statt Waffen

 

Im Jahr 1974 beschloss schließlich ein Teil der Armee, sich gegen die Regierung zu stellen. Am 25. April um kurz nach Mitternacht lief im Radio ein bis dahin verbotenes Lied – für die Soldaten das Signal zum Aufbruch. Sie machten sich mit Panzern auf den Weg in die Hauptstadt Lissabon, um Ministerien, Radio- und Fernsehsender und den Flughafen zu besetzen und den Präsidenten zum Rücktritt zu zwingen. Die Soldaten wurden von Tausenden jubelnden Menschen empfangen. Die Portugiesen tanzten und sangen in den Straßen und steckten ihnen zum Dank weiße und rote Nelken in die Gewehre und an die Uniformen. Die Blumen gaben dem Ereignis ihren Namen: Nelkenrevolution. Nach einer kurzen Übergangszeit bekam Portugal eine neue Verfassung und wurde zur Demokratie. Seitdem darf das Volk mitbestimmen und selbst entscheiden, von wem es regiert wird. Der 25. April gilt heute landesweit als "Tag der Freiheit" und ist ein Feiertag.